Der morgendliche Kaffeegenuss gehört für viele Menschen zum alltäglichen Ritual. Als Muntermacher und Antrieb auf der Arbeit ist er ebenso beliebt wie zur Anregung nach einer ausgiebigen Mahlzeit. Eine Tasse Kaffee oder Cappuccino aus dem Tagesablauf der meisten einfach nicht wegzudenken.
Wie sieht das jedoch während der Schwangerschaft aus? Sollte man den Kaffeegenuss gänzlich vermeiden oder zumindest stark vermindern?
Wir erklären im Folgenden anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse worauf bei Kaffee in der Schwangerschaft zu achten ist und welche möglichen Alternativen es gibt.
Welche Wirkung hat Kaffee während der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind?
Ist man schwanger, so kann das Koffein, das im Kaffee enthalten ist, ungehindert durch die Plazenta in den Organismus des Fötus gelangen. Im Gegensatz zu Erwachsenen haben die Ungeborenen jedoch keine Enzyme, um diese Substanz abzubauen. Daher wird Koffein im Fötus gespeichert und befindet sich hauptsächlich im Hirngewebe.
Studie aus Skandinavien
Eine skandinavische Studie hat jetzt jedoch unter Beweis gestellt, dass die Ungeborenen noch auf eine weitere Weise durch den Genuss von Kaffee beeinflusst werden. Es kann durch das Koffein nämlich zu einer Verschlechterung der Durchblutung der Plazenta zustande kommen. Diese ist auf erhöhte Werte von Adrenalin und zyklischem Monophosphat im Blutkreislauf der Mutter Zurückzuführen, die wiederum durch das Koffein ausgelöst werden.
60.000 Frauen nahmen teil
Bei dieser Studie wurden insgesamt 60.000 Frauen über die Zeit ihrer Schwangerschaft beobachtet und ihr Kaffeekonsum verzeichnet. Es stellte sich heraus, dass schon der Konsum von 150 Milligramm Koffein am Tag, was etwa 1 ½ Tassen Kaffee entspricht, dazu beitragen, dass die Babys ein geringeres Geburtsgewicht verzeichnen. Mit zunehmendem Kaffeekonsum fiel auch das Geburtsgewicht weiter. Zwar handelt es sich dabei nur um geringfügige Variationen im Gewicht, die für ein Baby, das unter normalen Umständen geboren wird, nur wenig Ausschlag geben.
Ist das Baby jedoch eine Frühgeburt, so kann oft jedes Gramm von lebensrettender Wichtigkeit sein. Darum raten die Wissenschaftler, die diese Studie durchgeführt haben, auch dazu, den Kaffeekonsum während der Schwangerschaft weitgehend zu vermeiden. Späterhin wurde eine weitere Studie in Großbritannien durchgeführt, die zu dem gleichen Ergebnis führte.
Weitere Effekte von Kaffee während der Schwangerschaft?
Ein weiterer Effekt, den Kaffee auf das Ungeborene haben kann, ist, dass sich die Blutgefäße verengen und es zu einer verminderten Aufnahme von Eisen kommen kann. Oft wird auch die Vermutung geäußert, dass Kaffeegenuss in der Schwangerschaft zu ADHS bei den Kindern führen kann. Diese Vermutung ist bisher jedoch umstritten und es liegen noch keine Studien vor, um diese Theorie zu unterstützen.
Übrigens: Wenn du wissen willst, worauf du bei deiner Schwangerschaft noch achten musst, empfehle ich dir diese Schwangerschaftscheckliste von windelprinz.de.
Wie wirkt Koffein?
Koffein ist als Aufputschmittel bekannt, dass schon in weniger als ½ Stunde wirken, Müdigkeit beseitigen und die Konzentration erhöhen kann. Diese Effekte des Koffeins dauern im Körper etwa vier Stunden an. Dabei kommt es zu einigen Veränderungen. Das Herz beginnt, schneller zu schlagen und auch der Puls erhöht sich. Konsumiert man nur selten Koffein, wird häufig auch ein gesteigerter Blutdruck verzeichnet.
Eine weitere Wirkung von Koffein ist eine kurzzeitige Verengung der Blutgefäße im Gehirn. Darum kann durch Koffein auch ein leichter Kopfschmerz gelindert werden.
Sportler machen sich eine weitere Eigenschaft von Koffein zu nutzen. Die Muskeln werden nach der Zufuhr von Koffein besser mit Sauerstoff versorgt. Deshalb kann eine Dosis Koffein vor dem Wettkampf die Leistungsfähigkeit erhöhen.
Schädlichen Nebenwirkungen bei zu hohem Konsum
Nimmt man zu viel Koffein zu sich, so kann es zu einer Reihe von schädlichen Nebenwirkungen kommen Dazu gehören Schlafstörungen und Unruhe ebenfalls, wie eine gesteigerte Anfälligkeit für Panik-Attacken. Darüber hinaus kann es zu Störungen im Magen- Darmbereich und in vereinzelten Fällen sogar zu einem Kreislaufkollaps kommen.
Wenn du oft Schwierigkeiten hast, einzuschlafen, solltest du auf Koffein verzichten und dir unsere Einschlafhilfen ansehen. Zudem kannst du deinen Schlaf analysieren, indem du einen Schlaftracker nutzt.
Ein Konsum bis zu 400mg Koffein täglich gilt für Erwachsene jedoch als unbedenklich. Bei einer solchen Menge werden die negativen Nebenerscheinungen bisher kaum bemerkt.
Zu den Nebenwirkungen gehören:
- Schlafstörungen
- Unruhe
- Ängstlichkeit
- Kreislaufprobleme
- Magen-Darm-Problem
Wie viel Kaffee ist in der Schwangerschaft vertretbar?
Die Medizin hat sich verschiedentlich mit dem Thema Kaffee in der Schwangerschaft befasst und es gibt etliche Studien, die das Thema näher beleuchten. Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) empfiehlt Frauen heute, den Kaffee- beziehungsweise Koffeinkonsum unter 300 mg pro Tag zu halten. Dabei stützt sich die Behörde auf solche Studien, die erwiesen haben, dass ein Kaffeekonsum bis zu diesem Höchstmaß keinen Einfluss auf die Schwangerschaft und die Gesundheit des Ungeborenen nimmt.
Eine dieser Studien wurde im Jahr 2011 in Polen vorgenommen (Jarosz, M. et al. Europ J Obstetrics & Gynecol Reprod Biol, 160,156-160, 2012.) An der Studie nahmen 500 Frauen teil, die während ihrer Schwangerschaft täglich nicht mehr als 300 mg Koffein konsumierten. Als Ergebnis der Studie wurde befunden, dass dieser Kaffeekonsum keinen Einfluss auf mögliche Frühgeburten oder ein geringeres Geburtsgewicht nimmt und auch den Apgar-Score nicht negativ beeinflusst.
Erhöhte Gefahr zu Fehlgeburten
Eine chinesische Studie aus dem Jahr 2015 (Li, J. et al. Int J Gynaecol Obstet, 130(2):116-22, 2015.) ergab hingegen, das ein leicht erhöhtes Risiko zur Fehlgeburten entsteht, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Kaffee zu sich nimmt. Eine weitere Studie aus dem gleichen Jahr (Hahn, K.H. et al. Hum Reprod, 30(5):1246-55, 2015.) stellte unter Beweis, dass in den frühen Schwangerschaftswochen Koffeinkonsum auch mit einem höheren Risiko zu einem Spontanabort in Verbindung gebracht werden kann.
In diesem Zusammenhang wiesen amerikanische Wissenschaftler jedoch darauf hin, dass eine Fehlinterpretation dieser Studienergebnisse möglich ist. Sie gehen davon aus, dass Übelkeit ein Zeichen für eine gesunde Schwangerschaft ist, wenn sich der Embryo einnistet. Diese Übelkeit führt in der Regel dazu, dass kein Kaffee konsumiert wird. Bleibt die Übelkeit jedoch aus, so trinken Frauen häufiger weiter Kaffee, doch kann das Ausbleiben der Übelkeit Anzeichen dafür sein, dass die Schwangerschaft gestört ist und das Risiko zum Spontanabort besteht.
Die Forschungsergebnisse sind also weiterhin unklar und oft widersprüchlich. Es werden noch mehr groß angelegte Forschungsreihen unternommen werden müssen, um zweifelsfrei festzustellen, wie viel Kaffee in der Schwangerschaft vertretbar ist.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit veröffentlichte im Jahr 2015 ein Gutachten (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), Meldung vom 27. Mai 2015: EFSA erklärt Risikobewertung: Koffein), in dem gefolgert wird, dass eine Gesamtmenge von Koffein aus allen Quellen bis zu 200 mg für Schwangere und Fötus ungefährlich sind.
Drei mögliche Alternativen zu normalen Kaffee während der Schwangerschaft
Die meisten Studien weisen darauf hin, dass Koffein in einer oder anderer Weise zu zumindest leicht erhöhten Risiken in der Schwangerschaft führen kann. Darum entscheiden sich auch die meisten Schwangeren zu einem konsequenten Kaffeeverzicht oder zumindest zu einer starken Reduktion des Konsums. Es gibt jedoch schmackhafte Alternativen zum Kaffee, mit denen der Verzicht gar nicht so schwer fällt
Entkoffeinierter und koffeinfreier Kaffee während der Schwangerschaft
Bei entkoffeiniertem Kaffee handelt es sich um Kaffee, bei dem den Kaffeebohnen der Koffeingehalt zu einem Großteil entzogen wird. Jedoch bleibt stets ein Restgehalt von Koffein bestehen. In der EU darf sich Kaffee als entkoffeiniert bezeichnen, wenn er nicht mehr als 0.1% Koffein enthält. Somit kann die Schwangere also ruhig entkoffeinierten Kaffee trinken, da die Menge von Koffein, die noch enthalten sein kann, kaum Auswirkungen haben kann.
Doch ist beim entkoffeinierten Kaffee ein weiteres Element zu beachten. Der Entkoffeinierungsprozess wird bei den meisten Sorten nämlich mit chemischen Mitteln vorgenommen, die gesundheitsschädlich sein können und sogar mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht worden sind.
Es gibt jedoch einige Sorten, bei denen die Bohnen durch ein natürliches CO2-Verfahren entkoffeiniert werden. Dieses Verfahren lässt keine Schadstoffe zurück und entfernt außerdem lediglich das Koffein aus dem Kaffee, während die Aromastoffe erhalten bleiben. Daher schmeckt Kaffee, der mit diesem Verfahren entkoffeiniert wird, auch wesentlich besser, als solcher der mit Bleichmitteln behandelt wird.
Übrigens muss es auch nicht immer Kaffee mit Milch sein. Mittlerweile gibt es eine Menge guter Milch-Alternativen für Kaffee.
Getreide-Kaffee während der Schwangerschaft
Getreidekaffee ist ein Kaffeeersatz, der aus einer Getreidesorte oder auch aus der Kombination mehrere Getreidesorten hergestellt wird und kein Koffein enthält. Zichorie, Gerste und Roggen gehören zu den Getreiderosten, die dafür am häufigsten eingesetzt werden. Diese Kaffeesorten aus Getreide sind in der Regel schmackhaft und eine wunderbare Alternative, wenn man warme Getränke liebt, aber auf Bohnenkaffee in der Schwangerschaft verzichten möchte.
Da der Getreide-Kaffee also kein Koffein enthält, kann er in der Schwangerschaft auch unbedenklich verzehrt werden. Wie auch Bohnenkaffe enthält der Getreidekaffee Säure, die zu Magenbeschwerden führen kann. Das trifft in der Regel besonders für Frauen zu, die ohnehin einen empfindlichen Magen haben. Man sollte am besten einmal ausprobieren, wie viele Tassen Getreidekaffee man während der Schwangerschaft gut vertragen kann
Smoothies und Säfte
Ein ausgezeichneter Ersatz für den Kaffee sind natürlich Smoothies und Säfte und das nicht nur in der Schwangerschaft. Sie liefern viele Vitamine und andere Mikronährstoffe, die für die Gesundheit wichtig sind und während der Schwangerschaft nicht nur für das Wohlbefinden der Mutter, sondern auch für die gesunde Entwicklung des Babys sorgen.
Während Säfte nur die Flüssigkeit bieten, die sich in Obst oder Gemüse befindet, werden bei Smoothies Saft und Fruchtfleisch zu einem breiigen Getränk verarbeitet, das besonders viele Nährstoffe enthält. Es ist möglich, unterschiedliche Sorten von Früchten, Gemüse und auch Kräutern zusammenzustellen, um immer wieder einmal ein neues Geschmackserlebnis bieten.
Es lohnt sich, Smoothies und Säfte selbst herzustellen. Auf diese Weise kann man den genauen Gehalt von Säften und Smoothies am besten kontrollieren und beispielweise den Zusatz von Zucker oder Konservierungsstoffen vermeiden. Außerdem werden solche Getränke am besten frisch zubereitet, so dass die empfindlichen Vitamine voll erhalten bleiben können und nicht oxidieren.
Ersetzt man den Kaffee häufiger einmal mit einem gesunden Smoothie, so trägt man auch dazu bei, gesündere Ernährungsgewohnheiten zu bilden. Diese kommen nicht nur der Schwangeren zugute, sondern können auch späterhin als Gewohnheit beibehalten werden, die auch für das heranwachsende Kinde vorteilhaft ist.
Tee
Tee ist ein weiteres warmes Getränk, das gerne getrunken wird und von Schwangeren oft dem Kaffee vorgezogen wird. Doch sollte man vorsichtig mit der Wahl der Teesorte sein, da auch Tee Koffein beinhaltet. Beim schwarzen Tee sind es 17,7 mg pro 100 ml und bei grünem Tee immerhin noch 10,6 mg.
Möchte man Kaffee mit Tee ersetzen, ist man daher besser beraten, wenn man Kräutertees vorzieht. Pfefferminz, Hagebutte und Kamille sind nur einige der Optionen, die zur Wahl stehen. Der Vorteil ist, dass die meisten Kräutertees auch kalt sehr erfrischend sind und den ganzen Tag über getrunken werden können.
Fazit
Kaffee während der Schwangerschaft ist nach wie vor ein umstrittenes Thema. Viele Studien weisen unterschiedliche Ergebnisse auf, so dass man als werdende Mutter verunsichert ist und nicht genau weiß, wie viel Kaffee man während der Schwangerschaft trinken darf. Dazu muss beachtet werden, dass die schädliche Substanz Koffein unter anderem auch in schwarzen Tee, Kakao und Schokolade enthalten ist, so dass man die Koffeinaufnahme nicht allein auf den Kaffee beschränken kann.
Daher kann es ratsam sein, während der Schwangerschaft auf Kaffee zu verzichten, oder dessen Verzehr zumindest so weit wie möglich zu begrenzen. Es gibt verschiedene alternative Getränke, die für die Schwangere weniger Risiken bieten und den Kaffee in der Schwangerschaft ersetzen können.